Prachtvoll.
Historisch.
DAS
SCHLOSS
Steil bergauf erreicht man vom Ortszentrum Wolfsegg aus das zauberhafte Schloss, das seit 1835 im Besitz der Familie Saint Julien-Wallsee auf einem Hügel über Wolfsegg wacht. Seit einigen Jahren bewohnt Eduardo Saint Julien-Wallsee mit seiner Frau und seinen beiden Kindern das Hauptgebäude.
Das Schloss steht auf den Resten einer alten Burg. Die Jahreszahl 1599 über dem Eingang markiert den Umbau zum Schloss. Der dreigeschossige Hauptbau enthält noch Teile der alten Burgmauer und beeindruckt mit einem prächtigen Türstock im Rittersaal.
Die der heiligen Anna geweihte Schlosskapelle von 1746 ist mit Tonnengewölben und Stuckaturen ausgestattet und zeigt ein Altarbild von Bartolomeo Altomonte. Das Schloss ist von einem bezaubernden Park mit einem Gewächshaus aus dem frühen 19. Jahrhundert umgeben. Im hufeisenförmigen Meierhof befindet sich ein weiteres Juwel des Schlosses: die Orangerie.
DAS
SCHLOSS
Die Geschichte.
Hadmar I. von Hausruck wird erstmals urkundlich erwähnt.
1120
Chunradus de Wolvesekke wird als Ministerialer der Markgrafen von Steyr dokumentiert.
1191
Hadmar II. von Wolfseck erscheint in den Aufzeichnungen.
1220
Christian von Wolfseck, letzter im Mannesstamm, verstirbt; Besitz wird geteilt.
1321
Wolfsegg kommt endgültig unter die Herrschaft der Habsburger.
1369
1455
1500
1566
1621/23
1626
König Ladislaus belehnt Jörg Perkheimer mit Wolfsegg.
Kaiser Maximilian I. verpfändet Wolfsegg an Caspar von Retschan.
Cosmas Gienger von Grienpichel erhält pfandweisen Besitz der Burg.
Nach dem Tod von Hans Adam Gienger erbt seine Tochter Ursula Wolfsegg.
Bauern besetzen Schloss; wird von General von Pappenheim erstürmt.
Schloss wird während der OÖ. Bauernaufstände gestürmt und beschädigt.
1632
Staatsminister Thaddäus Adam von Reischach erwirbt die Herrschaft Wolfsegg.
1797
Ehrenreich Ritter von Schinnern wird Besitzer.
1818
Besitz geht an die elf Geschwister Querer über.
1819
Franz Reichsgraf von Saint Julien-Wallsee kauft die Herrschaft Wolfsegg, welche bis heute im Besitz der Familie ist.
1835
DAS
SCHLOSS
Die Familie.
Der Name Guyard de Saint Julien wurde erstmals 405 in der Provence erwähnt. Dokumente über die imposante Familiengeschichte befinden sich im Österreichischen Staats- und Militärarchiv sowie im Bergarchiv Ampflwang.
Die Familie kam im 16. Jahrhundert nach Österreich. Heinrich Guyard de Saint Julien trat 1509 in den Dienst der Habsburger, war Privatsekretär der Kaiser Rudolf II. und Matthias und stieg während des Dreißigjährigen Krieges unter Ferdinand II. zu hohen Rängen auf. 1560 kaufte er die Herrschaft Nieder-Wallsee und wurde in den Reichsgrafenstand erhoben.
Ende des 18. Jahrhunderts begann der Kohlebergbau im Hausruck. 1835 kaufte Franz von Saint Julien die Herrschaft Wolfsegg und 1856 wurde die Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks- und Eisenbahngesellschaft gegründet. Die Grafen übernahmen auch Verwaltungsaufgaben, so wurde Clemens Graf Saint Julien-Wallsee 1897 Landeshauptmann des Herzogtums Salzburg. Er weihte 1903 den Mozartsteg ein.
Die Familie blieb den Habsburgern treu und kämpfte in zahlreichen Schlachten. Im Ersten Weltkrieg fielen Franz Ferdinand in Bessarabien und Heinrich in der Bukowina. Sie sind in der Familiengruft begraben. Das Familienwappen befindet sich im Rittersaal des Schlosses. Es zeigt zwei Drachen und in der Mitte den Reichsadler als Zeichen der Treue zu den Habsburgern.
Thomas Bernhard
DAS
SCHLOSS
Thomas Bernhard verbrachte als guter Freund der Familie Saint-Julien-Wallsee viele Stunden im Schloss Wolfsegg. Eindrücke aus Beobachtungen und Gesprächen finden sich in seinen Werken wieder.
1953 erwähnte er es als Journalist des Demokratischen Volksblattes, wobei ihn die etymologische Bedeutung interessierte. Zehn Jahre später, angeregt durch Hans Leberts „Die Wolfshaut“, verortete er dort in seinem Roman „Frost“ ein Kriegsverbrechen. In den 1970er Jahren diente die Topographie von Wolfsegg dem Regisseur Ferry Radax als Kulisse für seinen Film „Der Italiener“. In seinem letzten Roman „Auslöschung“ wird das Schloss schließlich zu einem zentralen Schauplatz.
DAS
SCHLOSS
In Zitaten.
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„Die Fassade ist so streng wie keine andere, die ich in Österreich gesehen habe, vornehmer als alle anderen.“
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„Jedes Detail an den alten Bauwerken ist mit Liebe gestaltet (…), mit der größten Behutsamkeit, mit einem Kunstverstand und mit dem größten Geschmack auch in den sogenannten Nebensächlichkeiten.“
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„Schöne Herbsttage und wie keine zweite geliebten Winterkälte und Winterstille in den umliegenden Wäldern und Tälern.“
„Von Wolfsegg aus den allerweitesten Blick auf die Alpen, in einem ist es möglich, das ganze Gebiet zwischen den Tiroler und den östlichen niederösterreichischen Bergen zu überblicken.
Das kann man nicht ein
zweites Mal in Österreich.“
– Bernhard, Thomas. Die Auslöschung